Schulische Transformationsprozesse in der Kultur der DIgitalität
Prof. Dr. Uta Hauck-Thum
Die weitreichenden Digitalisierungsprozesse der letzten Jahre werden aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Während im Bildungskontext vor allem den technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekten große Aufmerksamkeit zukommt, werden damit einhergehende gesellschaftlich- kulturelle Veränderungen in der Breite vernachlässigt (Hauck-Thum 2021). Dabei ist mit der Kultur der Digitalität ein völlig neuer „kultureller Möglichkeitsraum“ (Stalder 2021, S. 4) entstanden, der auch Schule und Schulentwicklung grundlegend verändert und prägt.
Damit sich Schulen in der Kultur der Digitalität transformativ weiter entwicklen können, müssen sie sich neue Ziele setzen und sich umfassend, agil und flexibel weiterentwickeln. Nur dann kann es gelingen, dass Schüler:innen im Sinne digitaler Souveränität befähigt werden, aktuellen und zukünftigen Herausforderungen aktiv und kompetent zu begegnen (Hauck-Thum & Pallesche 2022). Digitale Souveränität in einer sich dynamisch entwickelnden Kultur der Digitalität ist jedoch nicht nur die Zielperspektive von Schule sowie von Lehren und Lernen, sondern adressiert in einem transformativen Verständnis alle Akteur:innen im System Schule und damit neben den Lehrkräften, den Schulleitungen und dem weiteren pädagogischen Personal auch die Schulaufsicht, die Schuladministration und -verwaltung. Nur aus kontinuierlichen gemeinsamen Austauschprozessen kann im Ergebnis ein geteiltes Verständnis schulischer Transformation hervorgehen, das durch weitere Vernetzung sowie das Teilen von Erfahrungen stetig adaptiert und gemäß zukünftiger Anforderungen entsprechend erweitert werden kann (Hauck-Thum, Sliwka, Klopsch, Heinz, Bremm, Lenzgeiger, Schmid & Gerick 2023).
An konkreten Beispielen aus der Praxis wird im Rahmen des Vortrags aufgezeigt, wie entsprechende Veränderungsprozesse gelingen können.
Prof. Dr. Uta Hauck-Thum ist seit dem Jahr 2018 Professorin für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Ludwig- Maximilians-Universität in München. Vor ihrer universitären Laufbahn war sie nach dem 2. Staatsexamen an der Universität Augsburg 8 Jahre Grund- und Mittelschullehrerin in München.
Sie forscht und lehrt zu schulischen Transformationsprozessen in der Kultur der Digitalität. Zudem befasst sie sich seit vielen Jahren mit Aspekten der Lese- und Schreibförderung in der digitalen Welt. Derzeit baut sie im Rahmen der BMBF-geförderten MINT- Cluster mit MINTI – Female Empowerment Grundschule ein Netzwerk zur Unterstützung bildungsbenachteiligter Mädchen im Ganztag auf. Sie leitet außerdem die BMBF- geförderten Projekte BesserLesen, DiäS – Poetische Bildung digital und Digitale Chancengerechtigkeit (DCG). Um eine konsequente Wissenschafts-Praxiskommunikation zu ermöglichen, begleitet sie im Rahmen des Projekts CoTransform Freising 22 Grundschulen, die sich gemeinsam mit Schulträger und Schulaufsicht als Schulfamilien weiter entwickeln. Im Unilernhaus, einer innovativen Lernhausschule in München, ermöglicht sie Studierenden bereits während des Studiums, veränderte Lehr-, Lern- und Prüfungssettings zu gestalten und umzusetzen. Sie ist wissenschaftliche Beirätin im Kompetenzverbund lernen:digital und bei Schultransform.