Förderung des psychischen Wohlbefindens von Schüler:innen durch eine Begabungs- und potenzialförderliche Schul- und Unterrichtsentwicklung
Prof. Dr. Karolina Urton & Dr. Christiane Fischer-Ontrup
Das psychische Wohlbefinden von Schüler:innen stellt eine zentrale Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und schulische Leistungen dar (Hascher et al., 2018). Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gibt Hinweise darauf, dass in der Folge der Corona-Pandemie rund ein Drittel der 7 bis 19 jährigen als psychisch auffällig eingeschätzt werden (Reiß et al., 2023). Mit Blick auf die Bedeutung der Schule zur Förderung des psychischen Wohlbefindens zeigt sich, dass neben Merkmalen der Kinder und Jugendlichen sowie außerschulischen Faktoren sowohl die Schul- und Unterrichtsqualität als auch die sozialen Beziehungen in der Schule einen wesentlichen Beitrag zum schulischen Wohlbefinden leisten können (Hascher et al., 2018). Psychisches Wohlbefinden, verstanden als die Möglichkeit einer Person sich entsprechend ihrer Begabungen und Potenziale zu entfalten, kann entsprechend der Selbstbestimmungstheorie von Ryan & Deci (2000; 2017) durch die Unterstützung der Erfüllung der psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie- und Kompetenzerleben sowie sozialer Eingebundenheit gefördert werden. Im Vortag werden die theoretischen Konzepte von psychischem Wohlbefinden (Diener, 1984; Hacher, 2004; Ryan & Deci, 2017) sowie die Selbstbestimmungstheorie (Ryan & Deci, 2017; 2020) dargestellt und auf dieser Grundlage anhand aktueller empirischer Ergebnisse und praktischer Beispiele konkrete Möglichkeiten zur Förderung des psychischen Wohlbefindens aufgezeigt, die sich im Rahmen einer begabungs- und potenzialförderlichen Schul- und Unterrichtsentwicklung bieten.
Prof. Dr. Karolina Urton ist seit 2021 Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik: Inklusive Bildung an der Universität Münster. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Inklusives Schulklima, lern- und entwicklungsförderliche Schul- und Unterrichtsentwicklung, psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, multiprofessionelle Kooperation und Professionalisierung von Lehramtsstudierenden, Lehrkräften und Schulleitungen im inklusiven Kontext. Sie leitet gemeinsam mit Christiane Fischer-Ontrup im Projekt LemaS-Transfer das Regionalzentrum West und verantwortet die Qualifizierung im Inhaltscluster 1 Schulentwicklung und kooperative Netzwerke für die Multiplikator:innen und Schulleitungen in NRW.
Dr. Christiane Fischer-Ontrup ist Akademische Oberrätin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster und in der Arbeitsgruppe Schulpädagogik: Begabungsforschung und Individuelle Förderung tätig. Zudem ist sie Geschäftsführerin des Internationalen Centrums für Begabungsforschung (ICBF) und stellvertretende wissenschaftliche Leitung des Landeskompetenzzentrums für Individuelle Förderung NRW (lif NRW). Im Forschungsverbund LemaS war sie in der ersten Phase (2018-2023) Teil der Projektleitung der Teilprojekte 4 bis 6 (diFF). Gemeinsam mit Karolina Urton leitet sie im Projekt LemaS-Transfer das Regionalzentrum West und verantwortet die Qualifizierung im Inhaltscluster 1 Schulentwicklung und kooperative Netzwerke für die Multiplikator:innen und Schulleitungen in NRW.
Literatur:
Diener, E. (1984). Subjective Well-Being. Psychological Bulletin, 95(3), 542-575.
Hascher, T. (2004). Wohlbefinden in der Schule. Waxmann
Hascher, T., Morinaj, J., & Waber, J. (2018). Schulisches Wohlbefinden: Eine Einführung in Konzept und Forschungsstand. In K. Rathmann & K. Hurrelmann (Hrsg.), Leistung und Wohlbefinden in der Schule: Herausforderung Inklusion (S. 66-82). Beltz Juventa.
Reiß, F., Napp, A.-K., Erhart, M., Devine, J., Dadaczynski, K., Kaman, A., & Ravens-Sieberer, U. (2023). Perspektive Prävention: Psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt, 66, 391-401.
Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2017). Self-determination theory: Basic psychological needs in motivation, development, and wellness. Guilford.
Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2020). Intrinsic and extrinsic motivation from a self-determination theory perspective: Definitions, theory, practices, and future directions. Contemporary Educational Psychology, 61, 101860