Das Transformative Modell der Begabungs- und Leistungsentwicklung (TMBL) als Pragmatik des Forschungsverbunds „Leistung macht Schule“
Prof. Dr. Christoph Perleth
Der Forschungsverbund „Leistung macht Schule“ (LemaS) begleitet seit 2018 die gleichnamige Bund-Länder-Initiative zur Begabungsförderung. Der Forschungsverbund vertrat dabei von Anfang an einen inklusiven Ansatz, mit dem die Begabungen aller Schülerinnen und Schüler gefördert werden soll. Dabei war es neben der Entwicklung von Konzepten und Materialien für begabungsförderlichen Unterricht von Anfang an Anliegen des Forschungsverbundes, mit den teilnehmenden Projektschulen Methoden zur Schulgestaltung (namentlich Leitbildentwicklung und Netzwerkbildung) zu entwickeln und zu erproben. In der aktuellen Transferphase geht es nunmehr darum, die entwickelten Konzepte, Methoden und Materialien mit Hilfe von Netzwerken in neue Schulen weiterzutragen, damit sich auch diese zu begabungsfreundlichen Bildungseinrichtungen weiterentwickeln können.
Da die Aktivitäten und Ziele sowie insbesondere die Architektur des Forschungsverbundes und der Bildungsinitiative LeamS durch die gängigen Begabungsmodelle nicht genügend abgebildet werden, wurde von Kolleg*innen des Forschungsverbundes ein Modell der Begabungs- und Leistungsentwicklung entwickelt, das das Begabungsverständnis und die Arbeitsweise des Forschungsverbundes LemaS besser modellieren soll als andere Begabungsmodelle. Dieses sog. „Transformative Modell der Begabungs- und Leistungsentwicklung“ (TMBL) thematisiert insbesondere die Schüler*innen als zu bildende Personen (personaler Ansatz), betont Werthaltungen und Nachhaltigkeit und berücksichtigt institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen für Prozesse der gesellschaftliche Transformation.
Das Modell stellt aber kein theoretisches Modell im strengen Sinne dar, aus dem etwa prüfbare Hypothesen abgeleitet werden könnten. In dem Modell werden aber Merkmale der lernenden bzw. zu bildenden Personen berücksichtigt und die Umsetzung von Potenzialen in Leistung als spiralförmige Entwicklung konzipiert. Weiter werden Mikro-, Meso- und Makroebenen thematisiert, in der die Bildungsprozesse der Kinder- und Jugendlichen sowie die Transformation der Schulen zu begabungsförderlichen Einrichtungen eingebettet sind.
Literatur:
Fischer, C., Fischer-Ontrup, C., Hallet, W., Käpnick, F., Perleth, Ch. & Weigand, G. (2024, im Druck). Transformatives Modell der Begabungs- und Leistungs-entwicklung (TMBL). In G. Weigand, C. Fischer, F. Käpnick, Ch. Perleth, F. Preckel, M. Vock & H.-W. Wollersheim (Hrsg.), Wege begabungsfördernder Schulen – Transformative Impulse aus Wissenschaft und Praxis. 3. LemaS-Band. (Leistung macht Schule, Bd. 3). Bielefeld: wbv.
Prof. Dr. Christoph Perleth ist Professor für Pädagogische und heilpädagogische Psychologie mit dem Schwerpunkt Differentielle Psychologie und psychologischer Diagnostik am Institut für Pädagogische Psychologie „Rosa und David Katz“ der Universität Rostock. Seine Forschungsinteressen liegen unter anderem in den Bereichen Hochbegabung, Intelligenz, Leistungsentwicklung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, Begabungspsychologie und in der Testentwicklung. Er engagiert in Gremien und Beiräten, die sich für die Weiterentwicklung bzw. Transformation des Bildungssystems hin zu mehr Begabungsfreundlichkeit einsetzen. Im Projekt „Leistung macht Schule“ (LemaS) arbeitet Christoph Perleth in der Steuergruppe mit und leitet das LemaS-Regionalzentrum Nord. Im Projekt werden Schulen bei einer Schul- und Netzwerkentwicklung sowie der Netzwerkarbeit mit dem Ziel einer leistungsfördernden und begabungsfreundlichen Schulkultur unterstützt.