Begabungsförderung und Schulentwicklung am Beispiel von Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und des psychologischen Wohlbefindens – Einblicke in das „Schulfach Glück“
Prof. Dr. Christoph Perleth & Eileen Hage
Im Rahmen der gleichnamigen Bildungsinitiative konzentriert sich der Forschungsverbund „LemaS“ („Leistung macht Schule“) vor allem auf begabungs- und leistungsförderliche Schul- und Unterrichtsentwicklung. Im neuen Begabungsmodell wird der Lernende als Person mit all seinen Potenzialen berücksichtigt, wozu auch Persönlichkeitsmerkmale gerechnet werden (Fischer et al., 2025). Wie aber kann Schule leistungsfördernde und personenorientierte Strukturen bieten, um den vielfältigen Lebenslagen, Potenzialen, Interessen und Motivationslagen der Schüler/-innen gerecht zu werden (Kaiser et al., 2021)?
Wir richten in diesem Zusammenhang den Blick über LemaS hinaus auf das „Schulfach Glück“, ein Konzept des Fritz-Schubert-Instituts für Persönlichkeitsentwicklung. Ernst Fritz-Schubert hat sich an seiner Schule der Herausforderung angenommen, ein Konzept zur Persönlichkeitsentwicklung, für mehr Wohlbefinden und Resilienz zu gestalten. Entstanden ist das „Schulfach Glück“:
„Die Erkenntnisse über die menschlichen Grundbedürfnisse und die individuellen Möglichkeiten, auf diese konsistent, kompetent und kohärent einzugehen, haben dazu beigetragen, im Schulfach Glück die Entwicklung der Persönlichkeit als Stärkung des Selbst mit dem damit verbundenen Selbstwert, der Selbstkompetenz und dem Selbstkonzept zu priorisieren“ (Fritz-Schuber, 2017, S. 10).
Operationalisiert wird dies im Tetraeder-Modell anhand der Fragen: Was brauche ich? Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? (etwa Fritz-Schubert & Rhode, 2022, S. 92) Das Modell vereint psychologische, pädagogische und neurowissenschaftliche Theorien und verschränkt Kognition, Emotion und Intuition miteinander. Theoretische Grundlagen werden durch Übungen individuell und in der Gruppe erarbeitet, reflektiert und bildlich verankert. Individuelle Persönlichkeits- und Fähigkeitspotenziale zu entwickeln, Schule zu transformieren, sodass überfachliche Kompetenzen selbstverständlicher Teil des Regelunterrichts und Schullebens werden, und Schule überdies zukunftsfähig zu gestalten, sind dabei inhärente Anliegen des „Schulfachs Glück“. Wir geben im Beitrag Einblicke in theoretische Grundlagen und praktische Umsetzungsmöglichkeiten.
Bildung sollte es Menschen möglich machen, ein Bewusstsein für sich selbst und andere herauszubilden. Dies sind Voraussetzungen für Menschlichkeit, Resilienz, psychologisches Wohlbefinden, ein gelingendes Leben und Zukunftsfähigkeit für sich selbst und in gesellschaftlicher Verantwortung.[1]
Fischer, Ch., Fischer-Ontrup, Ch., Hallet, W., Käpnick, F., Perleth, Ch. &Weigand, G. (2025, im Druck). Transformatives Modell der Begabungs- und Leistungsentwicklung (TMBL). In G. Weigand, Ch. Fischer, F. Käpnick, Ch. Perleth, F. Preckel, M. Vock & H.-W. Wollersheim (Hrsg.), Leistung macht Schule. Wege der Begabungsförderung in Schule und Unterricht.Transformative Impulse aus Wissenschaft und Praxis (Leistung macht Schule, Band 3). Bielefeld: wbv.
Kaiser, M., Maier-Röseler, M., Seitz, S. & Weigand, G. unter Mitarbeit v. Schwermann, A. &Weiand, K. (2021). Teilprojekt 1. Leitbildentwicklung und die Gestaltung einer potenzial- und leistungsfördernden Schulkultur. In G. Weigand, Ch. Fischer, F. Käpnick, Ch. Perleth, F. Preckel, M. Vock & H.-W. Wollersheim (Hrsg.), Leistung macht Schule. Förderung leistungsstarker und potenziall besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler (S. 43─53). Weinheim und Basel: Beltz.
Fritz-Schubert, E. (2017). Lernziel Wohlbefinden. Entwicklung des Konzeptes „Schulfach Glück“ zur Operationalisierung und Realisierung gesundheits- und bildungsrelevanter Zielkategorien. Weinheim und Basel: Beltz.
Fritz-Schubert, E. & Rohde, T. (2022). Holpern, Stolpern, Weiterkommen. Für eine konstruktive Fehlerkultur in der Schule. Weinheim und Basel: Beltz.
[1]https://www.fritz-schubert-institut.de/unser-auftrag [Zugriff: 18.04.2024; 16:50]
Prof. Dr. Christoph Perleth: Lehrstuhlinhaber für Pädagogische und Heilpädagogische Psychologie mit dem Schwerpunkt Differentielle Psychologie und psychologische Diagnostik am Institut für Pädagogische Psychologie „Rosa und David Katz“ der Universität Rostock. Er ist Mitglied der Steuergruppe des Forschungsverbunds, war während der 1.LemaS-Förderphase Projektleitender in den LemaS-Teilprojekten 1 und 2 und leitet in LemaS-Transfer das Regionalzentrum Nord. Seine Arbeits- und Forschungsgebiete sind Hochbegabung, Intelligenz, psychologische Diagnostik (inkl. Testentwicklung) und Beratung sowie die Evaluation von Förder-, Weiterbildungs- und Schulentwicklungsmaßnahmen.
Eileen Hage: Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut für Pädagogische Psychologie der Universität Rostock. Während der 1.LemaS-Förderphase war sie in den Teilprojekten 1 und 2 tätig. In der LemaS-Transferphase arbeitet sie im Regionalzentrum Nord, im Inhaltscluster 1 (Schulentwicklung). Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Inklusion, Audio- und Videoforschung, Datenschutz und Beratung sowie historisches Lernen im Literaturunterricht, inklusiver Literaturunterricht und literarisches Schreiben. Darüber hinaus ist sie Lehrerin und Lehrvolontärin für das Schulfach Glück am Fritz-Schubert-Institut für Persönlichkeitsentwicklung.“